Das umfassende Lern- und Nachschlagewerk zum Thema Homöopathie, gebunden, 1016 Seiten mit farbigen Fotos und Grafiken, Leineneinband mit Schuber und 3 Einlegebändern

Kapitel 11 - Die Silicea-Belastung

Die Silicea-Belastung wird in folgenden Unterkapiteln beschrieben:
  • Die Entstehung der Silicea-Belastung
  • Der Silicea-Zustand
  • Die Heilung der Silicea-Belastung: Heilung von Unflexibilität und Außenorientierung

Hier folgt eine Leseprobe der Seiten 293-301:

Die Silicea-Belastung

Die Silicea-Belastung erzeugt in uns folgende Energiezustände:

nach außen orientiertes Verhalten – festgelegtes Selbstbild
Struktur und Ordnung in Beziehungen und Gemeinschaften
eingeschränkter Selbstausdruck – nicht das ausdrücken, was in uns ist
mangelnde Spontanität und Flexibilität
innere Kontrolle – kontrolliertes und angepasstes Verhalten
in schwierigen Situationen schüchtern, gehemmt, blockiert
Sprachlosigkeit – Reaktionsschwäche – schlechte Reflexe
Angst vor neuen und unvorhersehbaren Situationen

Im Silicea-Zustand sind wir gehemmt und verkrampft in unserem Auftreten und freien Sprechen vor anderen. Wir lieben das Beständige und Verläss­liche, aber wir sind unflexibel in neuen Situationen und starr oder sprachlos in schwierigen Konflikten.

Die Entstehung der Silicea-Belastung

Das Silicea-Thema ist in uns allen und gesellschaftlich ein tief verankertes Thema. Zum besseren Verständnis betrachten wir zunächst die körperlichen Heilungsaspekte von Silicea (Kieselerde):
Silicea ist auf körperlicher Ebene das Arzneimittel für die Stärkung von Binde- und Stützgeweben. Diese Gewebe geben Halt und sie müssen einerseits fest sein, aber auch, je nach Beanspruchung, flexibel und beweglich. Durch Binde- und Stützgewebe bekommen Organe ihren festen Platz und ihren Halt, der eine gewisse Beweglichkeit erlaubt, und im Zusammenhalt aller Organe und Gewebe wird der Körper ein Ganzes.
Auf emotional-mentaler Ebene zeigt das Silicea-Thema die Tatsache, dass wir alle als Individuen in einer Gemeinschaft leben, und dass diese Gemeinschaft in verschiedener Art und Weise Halt für den Einzelnen und Zusammenhalt für alle ermöglicht. Wir alle sind uns bewusst, dass die Gemeinschaft uns und unser Leben sieht, und dass wir in ständiger Wechselwirkung zu den Menschen dieser Gemeinschaft sind. Wenn wir (Zusammen-)Halt innerhalb von Gemeinschaften erleben wollen, haben wir uns in gewisser Weise dem anzupassen, was die Gemeinschaft als Norm, Verhaltenskodex oder Benimm-Regeln vorgibt. Darin wird beschrieben, was in einer Gesellschaft „angesagt“ ist und was nicht, und wie Menschen miteinander umgehen sollen. Dazu gehören auch landestypische oder religionsgebundene Verhaltensregeln. Verschiedene Rituale und Zeremonien, Vereinsleben und öffentliche Veranstaltungen stärken das Gemeinschaftsgefühl und lassen die Verbundenheit miteinander bewusst erleben. Wenn wir uns im öffentlichen Raum bewegen, sind ein wichtiger Teil der Kommunikation bestimmte Floskeln, das Einnehmen von Rollen und das Tragen von „Masken“.

Eine Silicea-Belastung entsteht dann, wenn Menschen glauben, in einer Gemeinschaft ihren freien Selbstausdruck kontrollieren zu müssen, um nicht unangenehm aufzufallen, ihrem Ansehen zu schaden oder sogar ausgeschlossen zu werden. Sie haben Angst, „aus der Rolle zu fallen“, sich „daneben zu benehmen“ oder etwas zu sagen, was man „so nicht sagen darf“. Sie beschränken sich selbst, um innerhalb einer Gemeinschaft nicht „anzuecken“. Sie reden dann lieber in Floskeln und sagen nicht deutlich, was sie wirklich denken, bevor sie riskieren, die annehmende Geborgenheit einer Gemeinschaft zu verlieren, denn sie brauchen diesen Halt. Sie legen in sich ein bestimmtes Selbstbild fest, mit dem sie glauben, in der Gemeinschaft am besten akzeptiert zu werden. Die Angst vor Fehlverhalten, indem Verhaltensnormen überschritten oder etwas „Unpassendes“ gesagt wird, ist eine tiefsitzende Angst, die Menschen in ihrem Auftreten kontrolliert, gehemmt und unsicher macht. Die ständige Rücksichtnahme auf sein Ansehen und die Einhaltung der gesellschaftlichen Gepflogenheiten kann den Selbstausdruck und die freie Entfaltung eines Menschen stark blockieren.

Eine Silicea-Belastung kann im Lauf der Kindheit entstehen, wenn Kinder von klein auf in ihrem freien Selbstausdruck reglementiert werden.

Sie hören Sätze wie: „So etwas sagt man nicht.“ – „Was sollen jetzt bloß die anderen von dir denken?!“ – „Man wartet, bis man gefragt wird.“ – „Man spricht nicht mit vollem Mund.“ – „Sei nicht so vorlaut.“

Menschen werden gehemmt, wenn sie ständig mit Verhaltensmaßregeln konfrontiert werden oder wenn sie Angst davor haben, abgelehnt oder ausgelacht zu werden für das, was sie sagen oder tun.

Wenn ein Kind in der Schule etwas Falsches sagt und dann ausgelacht wird, überlegt es sich lange, ob es noch einmal etwas sagen wird.

Auch wenn von außen keine Reglementierungen kommen, können Silicea-Themen in jeder Entwicklungsphase auftreten, in der ein Mensch sich noch mehr in der Öffentlichkeit zeigt und sich bewusst wird, dass er dann von anderen gesehen und bewertet wird. In jeder persönlichen Entwicklung gibt es Schritte, in denen ein Mensch sich freimachen darf von Blockierungen und Hemmungen, um zu lernen, sich frei zu artikulieren, sicher aufzutreten und letztlich die Angst zu verlieren, sich so zu zeigen, wie er ist.

In der kindlichen Entwicklung gibt es viele solcher Lernschritte: Ein Kind geht zum ersten Mal allein einkaufen und spricht mit der Verkäuferin. Ein Kind ist allein auf der Straße und wird von einem Fremden angesprochen. Ein Jugendlicher hat zum ersten Mal ein Date oder ein Bewerbungsgespräch. Vor all diesen Situationen besteht große Unsicherheit: „Was soll ich dann sagen? Wie soll ich es sagen? Was wird geschehen, wenn ich … sage?“
Es gibt immer wieder Situationen, in denen Menschen darauf bedacht sind, ein „gutes Bild“ von sich abzugeben: ein Vortrag, ein Gespräch mit dem Vorgesetzten oder wichtigen Kunden, sich in der Herkunftsfamilie seines Lebenspartners vorstellen, …

Auch Impfungen können einen Silicea-Zustand hervorrufen oder verstärken: Der Impfstoff wird auf körperlicher Ebene in das Bindegewebe injiziert und fordert das Immunsystem, das an dieser Stelle nicht mit einem Erstkontakt mit Krankheitserregern gerechnet hat, dazu auf, in besonderer und reaktionsschneller Weise zu reagieren. Gibt es hierbei Blockaden, entsteht ein Silicea-Zustand.
Der Silicea-Zustand zeigt sich auch in der Anpassung des Einzelnen an den gesellschaftlichen Konsens, der sagt: „Impfungen sind wichtig, denn durch Impfungen schützen wir nicht nur uns selbst, sondern auch die Menschen unserer Gemeinschaft.“ Menschen sind sich unsicher darüber, ob sie etwas anderes tun dürfen als das, was in der Gesellschaft positiv angesehen wird.

Sie denken: „Am besten tue ich das, was alle tun“, um Konfrontationen aus dem Weg zu gehen. – Wenn der Arzt sagt: „So, heute muss Ihr Kind geimpft werden“, sind Eltern nicht reaktionsschnell. Sie wissen nicht, was sie jetzt sagen oder tun sollen und denken: „Am besten tue ich das, was der Arzt sagt.“

In seiner Angst vor Ablehnung kann das Silicea-Thema Parallelen zum Thuja-Thema haben. Der Thuja-Zustand geht jedoch viel tiefer in die Persönlichkeit, denn ein Mensch lehnt sich selbst ab, während ein Mensch im Silicea-Zustand „mit sich selbst im Reinen ist“. Er ist aber darauf bedacht, sein Auftreten in einer Gemeinschaft zu kontrollieren, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. Dies kann seine Selbstentwicklung in vielerlei Hinsicht blockieren, denn er ist dann nicht in der Lage, in jeder Situation sicher aufzutreten, all seine Potenziale nach außen zu entwickeln und frei dafür zu sein, sich der Welt so zu zeigen, wie er ist.

Der Silicea-Zustand

Die Krankheiten des Silicea-Zustandes

Auf körperlicher Ebene kann sich der Silicea-Zustand zeigen als:

  • Immunschwäche, häufige Infekte
  • Entzündungen und Schmerzen (oft stechende oder einschießende Schmerzen)
  • Lymphknoten-Erkrankungen
  • Erkrankungen, Verletzungen und Verätzungen der Hornhaut des Auges und des Glaskörpers
  • Entzündungen durch ins Gewebe eingedrungene Fremdkörper nach Splitter- oder Stichverletzungen, (Insekten-)Stichen oder Spritzen, zum Beispiel Spritzenabszess
  • Große Angst vor Stichverletzungen (Spritzenphobie)
  • Verletzungen oder Krankheiten von Sehnen, Bändern und Knorpeln, zum Beispiel Karpaltunnel-Syndrom, Sehnenscheidenentzündung, „Schnappfinger“, Bänderriss, hypermobile Bänder, Meniskusverletzungen
  • Stimmband-Probleme und Erkrankungen der Stimmbänder, Blockaden der Stimme und der sprachlichen Ausdruckskraft
  • Entzündungen und Reizungen von Faszien und Häuten, zum Beispiel Pleuritis, Zustand nach Rippenbruch, Faszienverklebungen. Schmerzen und Vernarbungen nach Durchtrennung von Faszien, zum Beispiel nach Bauch-OP
  • Ungelenke Bewegungen und schlechte Reflexe, dadurch häufig stolpern, fallen oder umknicken
  • Bindegewebsschwäche, schwaches Stützgewebe, Wirbelgleiten, Organ-Senkung, Leistenbruch
  • Bindegewebs-Verhärtungen, Ganglien, Narbenverhärtungen, Narbenkeloide, Narben als Störfelder
  • Brüchige Fingernägel, Nagelpilz, eingewachsene Nägel, Nagelbettentzündungen, Nagelverletzungen
  • Schlechte Haarstruktur, brüchige und spröde Haare
  • Hämorrhoiden
  • Verstopfung

Der Silicea-Zustand hat eine starke Affinität zu folgenden Organen, Gewebestrukturen und Regelkreisläufen: Bindegewebe, Lymphsystem und lymphatische Organe, Immunsystem, Sehnen, Bänder, Stimmbänder, Faszien und Häute (Brustfell, Bauchfell, Lungenfell, Rippenfell), Knorpelgewebe, Haut, Augen-Hornhaut, Haare und Nägel.

Das Krankheitsgefühl im Silicea-Zustand

Körperliche Beschwerden betreffen den Halteapparat (Sehnen, Bänder, Binde­gewebe) und das Lymphsystem und sind meist gekennzeichnet durch:

  • mangelnde Flexibilität und dadurch Verhärtung
  • zu große Flexibilität und dadurch mangelnder Halt
  • manchmal einhergehend mit Entzündungen oder stechenden Schmerzen

Die emotional-mentalen Einstellungen des Silicea-Zustandes

In sich gefestigt – nach außen unsicher

Im Silicea-Zustand ist uns ein Leben in einer Gemeinschaft sehr wichtig und wir sind den Menschen freundlich zugewandt. Wir sehen uns nicht als Individuum, sondern als festen Teil einer Gemeinschaft, in der wir gern eine „Rolle“ übernehmen. Wir finden Halt und Verbundenheit zu anderen Menschen in einem gesellschaftlichen Leben, das unsere innere Strukturiertheit widerspiegelt: Alles läuft nach Ritualen und kann bis ins Detail durchgeplant werden. Wir lieben nicht die spontanen Aktionen, sondern die Beständigkeit und Beschaulichkeit eines feststehenden gesellschaftlichen Lebens. In dieser Gemeinschaft wollen wir ein beständiger Teil sein. Wir haben ein festes Bild von uns mit einer klaren inneren Struktur, in der es keine tiefen emotional-mentalen Bewegungen geben muss.

Siliciumhaltige Mineralien werden zur Glasherstellung verwendet. Zwischen Glas und dem Silicea-Zustand gibt es einige Parallelen: Glas ist einer der härtesten und sprödesten Werkstoffe. Es ist klar, gut zu durchschauen, innerlich strukturiert, aber wenig flexibel. Bei äußerer Einwirkung ist Glas entweder hart und unnachgiebig oder zerbrechlich.

Unsere Unflexibilität und „Sprödigkeit“ zeigt sich vor allem im Kontakt mit der Umwelt. Wir sind sehr darauf bedacht, wie wir nach außen wirken und wie andere uns sehen (wir fühlen uns sichtbar, wie hinter Glas). Unsere größte Angst ist, dass die Öffentlichkeit kein gutes Bild von uns hat. Uns ist wichtig, dass wir an unserer Oberfläche (wie in einem Spiegel betrachtet) ein gutes Bild abgeben – ungeachtet unserer tieferen Seelenanteile. Wir wollen nach außen „glänzend“ (angesehen) und „spiegelglatt“ sein und keinen Angriffspunkt für andere bieten. Wir fühlen uns innerlich verletzlich (Glas ist zerbrechlich), denn wir haben Angst, nicht „gut angesehen“ zu sein. Uns beschäftigen die Themen: „Was denken die anderen über mich? Welches Bild machen sie sich von mir?“ – „Ich möchte gut dastehen. Hoffentlich kann ich mich von meiner besten Seite zeigen!“

Der Silicea-Zustand kann sich in folgenden Facetten zeigen:

  • Unser Wesen ist zart, empfindsam, herzlich und zugewandt. Wir sind nicht gern allein und suchen uns einen festen Lebensrahmen innerhalb einer Gemeinschaft, in der wir gerne „liebe“ und angesehene Menschen sind.
  • Wir können durch unser freundliches, schüchternes und zurückhaltendes Auftreten nachgiebig und angepasst wirken. Das täuscht meist, denn in unserem Inneren wissen wir sehr gut, was wir wollen. Wir können, auch wenn es zunächst nicht den Anschein hat, sehr eigenwillig und unnachgiebig sein (wie Glas).
  • Wir sehen uns nicht als bewegliches Lebewesen, das sich immer wieder neu ausrichten kann, sondern wir wollen einen festen Standpunkt haben – weil uns dies Halt und Sicherheit gibt. Wir machen uns ein passendes Bild von uns und wollen uns auf dieser Basis ein möglichst gutes „Image“ aufbauen. Unsere Sicherheit ist ein feststehender Lebensrahmen. Es soll sich darin am besten nicht viel bewegen, damit wir unseren Standpunkt und unser Bild von uns nicht verändern müssen. Wir können sehr lange in Beziehungen und Lebenssituationen bleiben, einfach der festen Struktur wegen. Alle Veränderungen sind für uns anstrengend und verunsichern uns.
  • Veränderungen machen uns Angst, weil wir nicht wissen, wie wir dann reagieren sollen. In neuen Situationen sind wir innerlich verkrampft. Am liebsten bleiben wir in konstanten oder vertrauten Situationen, die wir mit unseren eingespielten Verhaltensweisen gut unter Kontrolle haben. Allem anderen gehen wir lieber aus dem Weg oder blockieren diese. So bleiben wir häufig in unserer Selbstentwicklung an einem bestimmten Punkt stecken.
  • Um innerer Bewegung aus dem Weg zu gehen, haben wir bei allen Veränderungen zwei Strategien: Wir sind entweder extrem hart und unnachgiebig, oder wir passen uns äußerlich an, um die Harmonie und Zusammengehörigkeit zu erhalten.
  • Auf körperlicher Ebene ist parallel dazu unser Halteapparat (Sehnen, Bänder, Bindegewebe) nicht passend flexibel, sondern entweder zu hart (was zum Beispiel zum Sehnenriss führt) oder zu nachgiebig (als schlaffes Bindegewebe oder hypermobile Bänder). Die Reflexe und das spontane Reagieren sind nicht gut ausgeprägt, wodurch es schnell zu Stolpern und Stürzen kommen kann (was uns dann vor anderen sehr unangenehm ist).

  • Eine Frau erzählt: „Wenn ich sonntags in den Gottesdienst gehe, darf ich vorher nichts trinken. Denn dort zur Toilette zu gehen, wäre unvorstellbar: Ich müsste durch die ganzen Reihen gehen, alle sehen mich an und ich würde ganz sicher stolpern!“
  • Wir können körperlich verkrampft und ungelenk sein und unsere Haltung kann „stocksteif“ sein. Unsere Sprache und unser gesamtes „Auftreten“ können steif, förmlich und „aufgesetzt“ wirken.
  • Wenn etwas Unvorhersehbares eintritt, wissen wir zunächst nicht, wie wir reagieren sollen und wie wir vor anderen „auftreten“ sollen. Wir sind dann sprachlos, blockiert und unsicher. Unsere Unsicherheit übergehen wir mit eingespielten Floskeln oder kontrolliertem Verhalten. Wir haben Entscheidungsschwierigkeiten, weil wir nicht vorhersehen können, wie sich etwas entwickeln wird.
  • Da wir innerlich nicht flexibel sind, brauchen wir in unserem Leben viel Sicherheit und gute Vorausplanung. Wir planen gerne alles bis ins kleinste Detail. Warten neue Situationen auf uns, versuchen wir schon vorher, uns alles genau auszumalen und überlegen, was wir dann tun oder sagen werden. Das Fatale daran ist, dass es sich meist ganz anders entwickelt.
  • Wir arbeiten sehr ordentlich und korrekt und sind dabei häufig detailverliebt: Wir können ganz darin aufgehen, handwerkliche Dinge zu tun, die wir bis ins Kleinste „ausfeilen“. Sind wir künstlerisch aktiv, lieben wir es, detailliert etwas aus- oder nachzumalen und detailgetreu nach einer Vorlage zu arbeiten.
  • Unser freier Selbstausdruck ist in vielen Facetten blockiert: Wir können vor anderen schüchtern, gehemmt oder verklemmt sein. Wir können in schwierigen Situationen nicht direkt sagen, was wir meinen, sondern „reden um den heißen Brei herum“. Je schwieriger die Sachlage ist, desto umständlicher, indirekter und unverständlicher drücken wir uns aus. Manchmal versagt unsere Sprache und wir können Sprach- oder Stimmbandprobleme haben. Bevor wir etwas Falsches sagen, sagen wir lieber gar nichts und wir sind wie verklemmt. Aus Angst, abgelehnt, ausgelacht oder missverstanden zu werden, sagen wir nicht das, was wir wirklich denken. Wir sagen entweder gar nichts, oder das, wovon wir glauben, dass es von uns erwartet wird oder dass wir damit den besten Eindruck hinterlassen. Bevor wir uns „zu weit aus dem Fenster lehnen“, sagen wir lieber nichtssagende Floskeln.
  • Wir haben sehr große Angst vor mündlichen Prüfungen, Referaten, Vorträgen oder Bewerbungsgesprächen und verkrampfen schon beim Gedanken daran. Wir fühlen uns in dieser Situation „allen Blicken ausgesetzt“ und haben Angst, „nicht gut dazustehen“. Unsere Strategie ist, möglichst alles gut zu planen und auswendig zu lernen. Wir üben (vor dem Spiegel), wie wir auf andere wirken wollen. In der Situation selbst sind wir dann verkrampft und fern von unserem Inneren, denn wir versuchen, die geforderte Rolle gut zu spielen. Manchmal entgleisen solche Situationen trotz bester Vorbereitung, weil wir zu verkrampft sind. Wir können nicht frei sprechen, weil wir uns angesichts der Blicke, die auf uns gerichtet sind, nicht frei fühlen. Unsere Sprache und unser Benehmen sind förmlich und steif.
  • Wir finden es sehr schlimm, wenn wir Dinge sagen oder tun sollen, auf die wir nicht vorbereitet waren. Wir blockieren dann und können handlungsunfähig sein. Wenn wir spontan sein sollen, reagieren wir gehemmt, blockiert, ungeschickt oder wir sagen nichts. In schwierigen Situationen können wir kalt und verstockt wirken, und auch innerlich fühlen wir uns dann starr, bewegungsunfähig und „wie in einem Eisblock eingefroren“. Hinterher denken wir noch lange darüber nach und überlegen, was wir noch besser hätten tun oder sagen sollen.
  • Wir sind uns immer bewusst, dass andere Leute den Blick auf uns richten und sich von uns einen Eindruck verschaffen. Deshalb sind wir in Gesellschaft immer darauf bedacht, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Wir achten sehr auf unser äußeres Erscheinungsbild und wir bemühen uns, immer nett, höflich und zugewandt zu sein. Wir sind dadurch sehr angenehm und beliebt. Meist wollen wir auf keinen Fall unnötig auffallen oder zu sehr im „Rampenlicht“ stehen. Was unsere Person und unser inneres Befinden angeht, sind wir sehr zurückhaltend.
  • Je größer oder je fremder die Gesellschaft ist, in der wir uns bewegen, desto schüchterner und zurückhaltender sind wir. Wir sind unsicher, welche „Benimm“-Regeln dort gelten und wir beobachten zunächst genau, was dort „angesagt“ ist und was nicht. Es kann lange dauern, bis wir „auftauen“.
  • Wir erfüllen gerne unsere gesellschaftlichen Verpflichtungen. Wir möchten im gesellschaftlichen Leben „eine Rolle spielen“ und sind bemüht, uns mit verlässlicher Freundlichkeit und Zugewandtheit beliebt zu machen. Das Gefühl, in einer Gemeinschaft aufgehoben zu sein, ist uns sehr wichtig, da es uns Sicherheit gibt.
  • Wir haben Angst, dass es unserem guten Bild von uns schaden könnte, wenn wir in der Öffentlichkeit etwas Unpassendes sagen oder tun. Unsere tiefste Angst ist, dass wir uns „daneben benehmen“, dadurch das gute (spiegelglatte, glänzende) Bild von uns zerbricht und wir fortan von anderen nicht mehr gemocht werden.
  • Wir sind in unserem Auftreten und Selbstausdruck sehr bedacht und kontrolliert. Wir denken viel darüber nach, wie wir auf andere Leute wirken, was andere von uns denken und welchen Eindruck wir hinterlassen.

  • Wir sagen zum Beispiel: „Ich wohne in einem kleinen Ort, da kann ich samstags nicht im Jogginganzug einkaufen gehen.“ – „Im Kundengespräch möchte ich mich gut verkaufen.“ – „Das kann ich nicht tun, was sollen denn die Leute von mir denken!“ – Vor jedem Telefonat überlegen wir genau, wie wir etwas sagen wollen.
  • Unser Sprechen ist freundlich, aber manchmal oberflächlich, unbeholfen oder „aufgesetzt“. Wir wollen uns damit „gut darstellen“. Wir spüren aber beim Sprechen innere Hemmungen und Blockierungen und würden gerne noch freier sprechen lernen, um „noch besser anzukommen“.

  • Menschen besuchen Flirt-Kurse oder informieren sich zu den Themen: „So überstehen Sie jeden Small-Talk: Ein Friseur und die Frau eines Diplomaten geben Tipps, wie man Gesprächspausen überbrückt.“ – „Eine Moderatorin erklärt, wie man spannend über das Wetter redet.“ (aus Zeitungsartikeln zitiert)
  • Wir fühlen oft die Blicke anderer auf uns gerichtet, was uns unangenehm ist und wodurch wir unser Verhalten und unsere Lebensäußerungen noch mehr kontrollieren.

  • Wir denken häufig: „Ich muss mir genau überlegen, was ich tue.“ – „Hoffentlich kommt das, was ich sage, gut an.“

Der Silicea-Zustand in Beziehungen

Der Blockierte: „Ich weiß nicht, was ich sagen soll! Da sage ich lieber gar nichts“ – Der Unbewegliche: „Alles soll so bleiben, wie es ist!“ – Der äußerlich Angepasste: „Hoffentlich hinterlasse ich einen guten Eindruck!“

Im Silicea-Zustand haben wir ein festes Bild von uns, das wir erhalten wollen. Uns ist bewusst, dass die Blicke anderer auf uns gerichtet sind und unser Auftreten in Augenschein genommen wird. Deshalb sind wir im Kontakt mit anderen Menschen immer darauf bedacht, ein gutes Bild von uns abzugeben, und wir sind in unserem gesamten Selbstausdruck sehr überlegt und vorsichtig: „Bloß nichts Falsches sagen oder tun, was mein gutes Ansehen zerstören könnte!“

Wir sagen niemandem, was wirklich in uns ist, sondern reden in Floskeln. – Wir wollen nicht wütend sein und finden emotionales Auftreten generell „unpassend“.

Wir achten auf unseren Ruf und unser „Image“ und haben gelernt, im Kontakt mit anderen Menschen unsere Emotionen zurückzuhalten. Das Paradoxe daran ist, dass Emotionen eigentlich dazu da sind, den zwischenmenschlichen Kontakt ...

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