Kapitel 3 - Der dynamische Wechsel von Gesundheit und Krankheit
Wir dürfen - angesichts unserer inneren Belastungen - den Sinn von Krankheiten neu verstehen lernen. In diesem Kapitel wird erklärt:- Die Aktivität der Lebenskraft im gesunden und im kranken Zustand
- Krankheiten sind Selbstheilungsaktivitäten
- Der Umgang mit Krankheiten
Hier folgt eine Leseprobe der Seiten 72-75:
Der Umgang mit Krankheiten
Wenn unsere Lebenskraft eine Krankheit nicht aus eigener Kraft ausheilt, glauben wir zunächst, dass unser Körper sich gar nicht selbst heilen kann, weil er nicht kompetent genug ist. Deshalb hat die Medizin in ihrer gesamten Geschichte Möglichkeiten gesucht, das zu tun, was der Körper anscheinend nicht kann: zu heilen.
In der Homöopathie erfahren wir, dass die jedem Menschen innewohnende Lebenskraft sehr wohl heilen kann: Sie hat alle Kompetenzen und alles Wissen für die tiefgreifende Selbstheilung. Es fehlt ihr nur manchmal die letzte Kraft oder der letzte Funke, es „über den Berg“ zu schaffen und dabei eine innere Belastung auszuleiten. Mit energetischer Stärkung kann die Lebenskraft die Heilung vollenden – und zwar besser und nachhaltiger, als es durch schulmedizinische Medikamente möglich ist.
Betrachten wir hier noch einmal die therapeutischen Herangehensweisen:
Der schulmedizinische Ansatz: Unterdrückung der Krankheit
In der Schulmedizin werden Medikamente oder Maßnahmen eingesetzt, die die Beschwerden „wegmachen“ oder unterdrücken sollen. Solche symptomatisch wirksamen Arzneimittel wirken gegen die Beschwerden und werden bezeichnet als Antihistaminika, Antiallergika, Antidepressiva, Antiepileptika, Antibiotika, Antipyretika (fiebersenkend) und viele mehr. Unterdrückende Maßnahmen können den körperlichen Zustand „beruhigen“, was im Notfall seine volle Berechtigung hat, denn dadurch kann sich der Körper von der Anstrengung der Krankheit erholen. Jedoch wird die reinigende Aktivität der Krankheit gestoppt und die zugrundeliegende innere Belastung kann nicht ausgeleitet werden.
Im Gegenteil: Wenn die selbstheilenden Bestrebungen der Lebenskraft, innere Belastungen von innen nach außen zu schieben, unterdrückt werden, schieben sich die inneren Belastungen wieder weiter nach innen, was den Zustand der inneren Organe und das emotional-mentale Befinden verschlechtert. Sobald die Lebenskraft Energie für einen erneuten Ausleitungsversuch hat, schiebt sie die innere Belastung wieder nach außen, was zu Beschwerden an Haut, Schleimhaut oder Gelenken führt. Werden diese wieder mit unterdrückenden Medikamenten behandelt, geht die innere Belastung wieder nach innen zurück. Die Unterdrückung von Krankheiten führt also entweder zu einer Verschiebung der inneren Belastungen in wechselnde äußere Bereiche oder von außen nach innen.
Patienten mit chronischen Krankheiten, zum Beispiel einer Psoriasis oder einem offenen Bein, beobachten häufig, dass es in Phasen von verbesserter Haut zu einer psychischen Verschlechterung kommt (innere Belastungen haben sich nach innen verschoben). Dagegen verbessert sich das innere Befinden wieder, wenn sich die Hautprobleme verschlechtern.
Nach unterdrückter Neurodermitis kann Asthma oder eine andere weiter innenliegende Krankheit auftreten (Verschiebung nach innen). Im Rahmen der Heilung von Asthma können jedoch wieder Hautprobleme auftreten (Verschiebung nach außen), was eine Selbstheilungsreaktion darstellt, die bei passender Weiterbehandlung ganz verschwindet.
Bei dauerhafter Unterdrückung besteht die Gefahr, dass der Organismus keine Möglichkeiten mehr hat, innere Belastungen auszuleiten, was zu immer häufigeren akuten, rezidivierenden oder chronischen Krankheiten führt und im höheren Lebensalter unweigerlich in degenerative Prozesse mündet.
Der homöopathische Ansatz: Stärkung der körpereigenen Bestrebungen
In der Synergetischen Homöopathie wird die Lebenskraft auf allen Ebenen umfassend gestärkt, damit nicht nur die Krankheit ausheilt, sondern deren zugrundeliegenden inneren Belastungen vollständig ausgeleitet werden. Diese Ausleitung geschieht Schicht für Schicht und in vielen Schritten.
Diese innere Reinigung ist ein nachhaltiger Prozess, in dem sich die inneren Kräfte und Kompetenzen zur Selbstheilung immer weiter entwickeln. Damit einhergehend wächst unsere Vitalität, unsere körperliche und emotional-mentale Gesundheit und die Kraft unseres Selbst.
Die Lebenskraft weiß, was sie tut – und sie tut es zum Besten!
Zu jedem Zeitpunkt sollten wir uns bewusst sein, dass die in uns wirksame Lebenskraft alles bestmöglich reguliert. Jedes noch so „störende“ Symptom zeigt zwar eine tiefere Unordnung in uns an, aber auch gleichzeitig die selbstheilende Aktivität unserer Lebenskraft.
Es gibt nur einen, der unsere Gesundheit und innere Harmonie von Grund auf wiederherstellen kann. Es ist weder ein berühmter Arzt oder Heiler noch ein neues Medikament – es ist unsere Lebenskraft.
Deshalb greifen wir in Krankheits- und Selbstheilungsprozesse nur sehr behutsam ein. Wir reden die inneren Abläufe nicht „schlecht“ und machen Menschen durch Diagnosen nicht „krank“, sondern wir lernen, all das, was im Inneren abläuft, besser zu verstehen und wertzuschätzen. Machen wir uns bewusst, dass wir Selbstheilungskräfte haben und dass wir diese inneren Kompetenzen bestmöglich und umfassend stärken können.
Beispiel: Eine Patientin hatte nach einer sehr schweren Lebensphase mit einigen Todesfällen und familiären Umbrüchen erhöhte Schilddrüsenwerte und heiße Knoten in der Schilddrüse. Es wurde zu einer baldigen Entfernung der Schilddrüse geraten. Ich erklärte der Patientin, dass die Schilddrüse ihr gerade dabei hilft, all diese Belastungen zu tragen. Die „krankhaften“ Veränderungen der Schilddrüse sind eine Verschiebung innerer Belastungen nach außen, um ihr emotional-mentales Befinden und ihre lebenswichtigen Organe zu schützen. Bei umfassender Stärkung der Lebenskraft und Verarbeitung des Geschehenen wird sich auch die Schilddrüse wieder normalisieren.
Dauert eine körperliche Krankheit oder Krise länger, zeigt dies an, dass die Lebenskraft zwar weiterhin alles Wissen, aber nicht die ausreichende Kraft zur Bewältigung aller Selbstheilungsprozesse hat.
Bei aller Wertschätzung für das, was die Lebenskraft aus sich selbst heraus heilsam tut, beobachten wir in Krankheiten und Krisen, wann der Zeitpunkt gekommen ist, an dem das sich selbst heilende System Unterstützung benötigt. Sobald Beschwerden unangenehm werden oder zu lange dauern, können wir der Lebenskraft stärkende Heilimpulse geben.
Beispiel: Der Ausbruch von Fieber oder bakteriellen Entzündungen bei einem Kind bringt Eltern schnell in große Angst. Auch der Arzt bestätigt, dass etwas „dagegen“ unternommen werden muss, meist in Form von fiebersenkenden Medikamenten oder Antibiotikum. Ich erkläre meinen Patienten zunächst die große reinigende Kraft des Fiebers und die wunderbare Möglichkeit, das kindliche Immunsystem im Durchmachen dieser Krankheit reifen zu lassen. Nun gilt es, Ruhe zu bewahren und ganz beim Kind zu sein. Wir beobachten, ob seine Selbstheilungskräfte stark genug sind – dann ist das Kind ruhig, entspannt, schläft viel und klagt nicht – oder ob die Selbstheilungskräfte Unterstützung brauchen – dann ist das Kind weinerlich, leidend, unruhig und klagt über starkes Unwohlsein oder Schmerzen. In diesem Fall werden wir unterstützend aktiv und stärken die Selbstheilungskräfte mit passenden homöopathischen Arzneimitteln. Diese unterstützen die Lebenskraft bei der tiefgreifenden Reinigung von inneren Belastungen, wodurch die Krankheit schneller ausheilt und häufig anschließend positive Veränderungen oder Entwicklungsschübe beim Kind beobachtet werden können.
Lebensbedrohliche und zerstörerische Krankheiten
Unser Bestreben, Krankheiten „schnell weghaben“ zu wollen – wenn nötig, mit schulmedizinischen Medikamenten – ist verständlich. Denn wir alle haben mehr oder weniger Angst vor Krankheiten, und diese ist nicht unbegründet: Wir erleben Krankheiten auch als zerstörerische oder lebensbedrohliche Ereignisse. Wir sehen die vielen Krankheiten und Tode, die es gibt, und Menschen sterben an Krankheiten, auch wenn sie noch mitten im Leben oder sogar am Anfang ihres Lebens stehen. Wir wissen viel über die möglichen Risiken einer Krankheit und fragen uns dann, ob die Lebenskraft wirklich immer heilsam wirkt, und ob wir ihr überhaupt „trauen“ können. Auch als Therapeuten sind wir mit schwerwiegenden Krankheiten konfrontiert und erleben, dass wir – auch mit umfassender Stärkung der Lebenskraft und dem Ausschöpfen aller Möglichkeiten der herkömmlichen und alternativen Medizin – bei einigen Patienten schwere Krankheiten und den Tod nicht aufhalten können. Wir fragen uns, warum die Lebenskraft hier nicht mehr lebens- und gesunderhaltend gewirkt hat.
Um eine Antwort darauf zu bekommen, ist es notwendig, schwere Ereignisse und den Tod zu verstehen.
Betrachten wir zunächst den Sterbeprozess: In der Begleitung sterbenskranker Menschen können wir beobachten, wie lange Zeit alle Kräfte des Inneren dafür verwendet werden, die Krankheit zu überwinden. Trotz der Krankheit oder anstrengender Therapien wirken immense innere Kräfte und führen dazu, dass der Mensch weiterhin am Leben bleibt. Vertrauen, Hoffnung und Mut können immer wieder aufkeimen. Doch irgendwann, manchmal sehr unerwartet, kommt ein Wendepunkt. Die inneren Kräfte scheinen zu erlöschen, die Augen bekommen eine eigenartige Dunkelheit und Tiefe, und der Kranke ahnt seinen nahenden Tod. Jetzt gibt es kein Zurück ins Leben mehr.
Auch wenn unser Schmerz sagt, dass man etwas dagegen hätte tun müssen, damit es nicht so weit kommt, spüren wir auch, wenn wir uns darauf einlassen können, dass all diese Prozesse Teil des Lebens sind. Die Lebenskraft arbeitet auch in Krankheits- und Sterbeprozessen uneingeschränkt heilsam und harmonisierend. Kranke und Sterbende lehren uns, dass wir alle nicht Meister über Leben und Tod sind – und das ist gut so.