Kapitel 1 - Unsere Lebenskraft
Das Wirken der Lebenskraft wird in folgenden Unterkapiteln beschrieben:- Wir sind: Lebenskraft, Energie!
- Unsere Lebenskraft hält uns in einem dynamischen Gleichgewicht
- Unsere Lebenskraft heilt
Hier folgt eine Leseprobe der Seiten 27-30:
Unsere Lebenskraft
Bevor wir über Heilung sprechen, betrachten wir das Wesentliche unseres Menschseins: unsere Energie oder Lebenskraft.
Wir sind: Lebenskraft, Energie!
Hahnemanns Beschreibung der Lebenskraft
Dr. Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, hat mit dem Prinzip der Lebenskraft eine einzigartig umfassende Vorstellung des menschlichen Lebens erschaffen, die weit über das medizinische Denken hinausgeht. Mit seinem Verständnis der Lebenskraft lässt sich die Faszination Leben, aber auch die Entstehung und Heilung von Krankheiten ganzheitlich begreifen.
„Im gesunden Zustande des Menschen waltet die geistartige, als Dynamis den materiellen Körper (Organism) belebende Lebenskraft (Autokratie) unumschränkt und hält alle seine Theile in bewundernswürdig harmonischem Lebensgange in Gefühlen und Thätigkeiten, so daß unser inwohnende, vernünftige Geist sich dieses lebendigen, gesunden Werkzeugs frei zu dem höhern Zwecke unseres Daseyns bedienen kann.“ (Samuel Hahnemann, „Organon der Heilkunst“, § 9)
Leben bedeutet nicht nur, einen halbwegs funktionierenden Körper zu haben, sondern über eine innewohnende Kraft zu verfügen, die darüber bestimmt, ob wir krank oder gesund sind, ob wir glücklich oder unglücklich sind, ob wir uns „ausgepowert“ oder „topfit“ fühlen, ob wir geistig klar oder unklar sind, kurzum: Der ganze Mensch wird hier gesehen und als Einheit verstanden. Darüber hinaus gehört zu einem gesunden Leben eine Sinnerfüllung mit dem Bewusstsein eines „höheren Zwecks unseres Daseins“.
Die Merkmale der Lebenskraft sind:
- Die Lebenskraft ist eine Energie („geistartig“).
- Die Lebenskraft ist immer in Bewegung („Dynamis“).
- Die Lebenskraft belebt unseren materiellen Körper, ist also Kennzeichen des Lebens schlechthin.
„Der materielle Organism, ohne Lebenskraft gedacht, ist keiner Empfindung, keiner Thätigkeit, keiner Selbsterhaltung fähig (Er ist todt …); nur das immaterielle, den materiellen Organism im gesunden und kranken Zustande belebende Wesen (das Lebensprincip, die Lebenskraft) verleiht ihm alle Empfindung und bewirkt seine Lebensverrichtungen.“ (Samuel Hahnemann, „Organon der Heilkunst“, § 10)
- Die Lebenskraft reguliert alles in uns, alle Kreisläufe des Körpers, der Psyche und des Geistes. Sie hat die alleinige Kompetenz, alle Abläufe unseres Organismus aufrecht zu erhalten und folgt dabei ihren inneren, von außen oft nicht zu durchschauenden Gesetzmäßigkeiten.
„Was die Lebenskraft in diesen sogenannten Crisen und wie sie es veranstaltet, bleibt uns, wie aller innere Vorgang des organischen Haushaltes des Lebens, verborgen.“ (Samuel Hahnemann, „Organon der Heilkunst“, S. 49)
- Die Lebenskraft erhält im gesunden Zustand ein optimales Gleichgewicht von körperlichen, emotionalen und mentalen Prozessen aufrecht („hält alle seine Theile in bewundernswürdig harmonischem Lebensgange“).
- Dieser gesunde Zustand führt nicht nur dazu, dass der Mensch frei von körperlichen Beschwerden ist, sondern dass er sein von Geburt an gegebenes Potenzial voll ausschöpfen kann („frei zu dem höhern Zweck unseres Daseyns“).
Das Verständnis der Lebenskraft ist eine wundervolle Voraussetzung für die energetische Betrachtung des Menschen.
Auch in anderen traditionellen Heilsystemen wird die Energie des Organismus betrachtet, zum Beispiel das „Qi“ in der Traditionellen Chinesischen Medizin, das „Prana“ in der yogischen Lehre oder das „Lung“ in der Tibetischen Medizin.
Wir erweitern die Grenzen unserer materiellen Weltsicht
Unser Denken und unsere Weltanschauung sind grundsätzlich auf Materielles ausgerichtet. In der Schule und in den meisten Wissenschaften wird gelehrt, dass nur das existiert, was körperlich sichtbar, messbar und nachweisbar ist und dass wir existieren, weil wir einen Körper haben. Alles, was über das Sichtbare und Messbare hinausgeht, wird häufig als zweifelhaft, nebulös, unwissenschaftlich oder „esoterisch“ bezeichnet. Wenn wir krank sind, sucht der Arzt körperlich messbare und sichtbare Ursachen: Einen verrenkten Wirbel, einen Krankheitserreger, ein zu viel oder zu wenig an Blutbestandteilen, Hormonen oder anderen messbaren Substanzen unseres Körpers. Wir wissen dann, dass unsere Cholesterinwerte oder unser Blutdruck erhöht sind, und oft können wir dies mit Medikamenten regulieren. Wenn unsere messbaren Werte im Normbereich sind, wird uns Gesundheit attestiert.
Mit dieser auf Materie begrenzten Sichtweise kommen wir jedoch immer öfter an unsere Grenzen: Dann findet kein Arzt eine Ursache für unser Leiden, obwohl wir uns krank fühlen. Dann gibt es kein Medikament, das uns wieder gesund macht. Dann geht es uns äußerlich betrachtet gut, aber wir leiden weiter an tief liegenden inneren Problemen.
„Die Probleme, die es in der Welt gibt, sind nicht mit der gleichen Denkweise zu lösen, die sie erzeugt hat.“ (Albert Einstein)
Die Probleme, die es in unserer materiellen Welt gibt, lassen sich nicht lösen, wenn wir in einer materiellen Denk- und Sichtweise verhaftet bleiben.
Wenn wir zu tieferer Heilung oder dauerhaften Lösungen unserer Probleme kommen wollen, ist es notwendig, uns für eine Denkweise zu öffnen, die uns letztlich zu der Erkenntnis führt, dass das Wesentliche von uns unsichtbar ist, denn unser Sein geht weit über unsere körperlichen Dimensionen hinaus.
Unser hauptsächliches Sein ist Energie
Die wesentlichen Aspekte unseres Seins, zum Beispiel die gesamte Kraft unserer Persönlichkeit, unser (Selbst-)Bewusstsein, unsere Gedanken und Gefühle, unsere Erinnerungen, unser Wissen und unsere Ideen und Visionen, sind nicht materieller Art, sondern Informationen oder Energien, die in uns fließen oder in uns gespeichert sind. Auch wesentliche Aspekte unseres Körpers, wie körperliche Empfindungen von Schmerz und Wohlgefühl oder unsere körperliche Leistungsfähigkeit sind nicht nur materieller, sondern energetischer Natur.
Unser materieller Anteil ist im Vergleich zu unseren energetischen Dimensionen verschwindend klein.
Energie in uns macht unseren Körper lebendig, wandlungs- und anpassungsfähig. Energie in uns macht uns lebensfroh und schöpferisch-kreativ.
Wir benötigen unsere energetischen Ebenen von Bewusstsein, Gedanken und Gefühlen, um diese (materielle) Welt zu erleben und deren Informationen zu verarbeiten. Wir benötigen Wissen, Kreativität und Intuition, um Materielles zu erschaffen.
Unser hauptsächliches Sein ist Energie.
Grafik: Unser hauptsächliches Sein ist Energie
Unser Körper ist lediglich die Materialisierung oder „Verkörperlichung“ unserer Energie, aber nicht der Ursprung oder Urgrund unseres Seins.
„Ich betrachte Bewusstsein als fundamental. Ich betrachte Materie als Ableitung von Bewusstsein. Alles, worüber wir sprechen, alles, was wir als existent betrachten, setzt Bewusstsein voraus.“ (Max Planck)